5G Schmerikonerstrasse: Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist der gierigste auf Eschenbach’s Land?

In den letzten Wochen erhielten zahlreiche Grundbesitzer*innen an der Schmerikonerstrasse ein Schreiben eines Mobilfunkbetreibers. Dieser will auf einem Gebäude eine 5G Antenne installieren. Natürlich geht man mal tief in die erste Verhandlungsrunde rein: CHF 7000.- Pro Jahr soll es für den Grundbesitzer geben. In der Regel sind jedoch fünfstellige Beträge locker auszuhandeln. Die ersten haben schon abgesagt. Entsprechend wird’s spannend: Welche Grundbesitzer werden nun vom glänzenden Gold geblendet und blenden damit aus, dass sie IHRE NACHBARN potenzieller Gefahr aussetzen? (Quelle: Seite 57 aus dem Bericht des Bakom)

Geld verdienen mit nicht messbaren Antennen

Eine herkömmliche Antennenanlage (GSM, UMTS, LTE) besteht aus 3 Antennen die im Winkel von 120° aufgestellt sind. Diese strahlen im Wesentlichen ganztags mit einer ähnlichen Leistung von max. 5 V/m.

Ganz neu und anders sind nun jedoch 5G Antennenanlagen. Es werden 3 Module verbaut die zusammen 192 oder 243 Antennen beinhalten. Diese können Strahlen bündeln und lenken (Beamforming). Seit 2 Monaten ist auch bekannt, dass der Grenzwert nicht mehr als Maximalwert gilt, sondern nur als Maximalwert innerhalb von 6min. D.h. die Antenne kann auch mal 10x stärker in eine Richtung senden, als alles was bisher erlaubt war- muss sich einfach im Mittelmass auf die ganzen 360° der Antenne berechnet den Mittelwert von 5V/m nicht überschreiten. DUMM ist’s dann einfach, wenn man Nachbar eines gierigen Grundbesitzers ist. Wieviel Strahlung dann plötzlich kumulieren kann, hat der Funkpionier Hans U. Jakob beeindruckend zusammengestellt.

Das Sahnehäubchen auf die ohnehin schon fragwürdige Grenzwerterhöhung ist dann noch die Tatsache, dass man die neuen Antennen in der Schweiz noch nicht messen kann. D.h. die sogenannten Abnahmemessungen finden mit Geräten statt, welche nur eine der vielleicht 243 Antenne auf einem Pilotsignal messen können. Der Rest wird hochgerechnet und basiert auf blindem Vertrauen einer Mobilfunkinsdustrie, welche vor Bundesgericht bewiesen hat, dass sie ihre Sendeleistungen und deren Qualitätssicherung nicht im Griff hat.

Vertrag mit der Gemeinde

Grundsätzlich muss jeder Mobilfunkbetreiber jährlich im Aug. /Sept. dem Gemeinderat melden, wo er langfristig Antennen bauen will. Ich habe hierzu hier schon mal gebloggt: http://ivo.sg/?p=906. Der Vertag sollte eigentlich alle Überraschungen für die Gemeinde verhindern und ihr auch ermöglichen, die Bevölkerung über Vorhaben zu informieren. Hierzu schweigt sich die Gemeinde jedoch aus. So gab es am 14 Dezember 2019 plötzlich 9 5G Antennen in Eschenbach- von keiner wusste die Gemeinde im Vorfeld. D.h. die Betreiber machen was sie wollen und die Gemeinde wehrt sich nicht dagegen. Ohnehin ist das Vertragswerk so etwas hemdsärmeliges, wie es nur der VSGP (Verein St.Galler GemeindePräsidenten) hinkriegen kann: Ein wages Verträglein zwischen einem Verein mit fragwürdiger staatlicher Anbindung in juristischem Sinne und einer milliardenschweren Industrie.

Zonenplan gibt mögliche Antennenstandorte vor

Eigentlich ist es klar, wo die nächsten Antennen zu stehen kommen: Industrie Twirren und im Gebiet Schmerikoner Strasse oder im Ebnet (Gemeindehaus). Da Eschenbach eine sog. Negativplanung vorsieht, sind reine Wohnzonen ausgeschlossen. Entlang der Schmerikonerstrasse gibt es Arbeitszonen und gemischte Zonen (Lila und Rosa). Dort kann jeder gierige Grundbesitzer zuschlagen. Er wird sofort einen Betreiber finden, der seine noch nicht mess- und überwachbare Technik anbringt.

Theoretisch wären auch öbA Zonen (Grau) möglich. Dann würde jedoch der Gemeinderat sein Wort brechen. Er hat zugesichert, dass keine Antennen in Schulhaus Nähe aufgestellt werden sollen. Das war die Lehre aus dem Debakel in Ermenswil. Die öBA Zone erstreckt sich lungenförmig vom Fussballplatz bis ins Zentrum. Dazwischen ist alle 150m ein Schulhaus. Der Grundbesitzer des Eibertareals ist selber Gegner von 5G Antennen. d.h. auch dieser Standort fällt weg.

Die Lösung: Moratorium und langfristige Positivplanung und Federführung durch Gemeinde

Wer A sagt, muss auch B sagen. Die Gemeinde täte gut daran, wie zahlreiche andere Gemeinden und Kantone, ein Moratorium zu verhängen. In zahlreichen Kantonen werden Antennengesuche geblockt. 40% aller Gesuche werden mittlerweile nicht bearbeitet.

Eine Lösung könnte sein, dass man bis die Rechtslage (Messbarkeit, Überwachung, Gesundheitsfolgen) geklärt ist, die Zeit nutzt um raumplanerisch das Thema an zu gehen: Es braucht zahlreiche Antennen. Nur so bringen wir die Strahlenbelastung runter. Die Betreiber müssen sich die Standorte dann teilen: D.h. statt dreimal maximaler Auslastung (bzw. max. erlaubte Belastung der Bevölkerung) gibt es dann einfach zahlreiche Antennenstandorte mit vorgegebenen Maximalwerten, welche sich die drei Betreiber teilen müssen. Ähnlich wie Swissgrid beim Strom. Nur so kriegt man diesen willkürlichen Flickteppich und gierige Bürger in Griff.

Raumplanung in der kleinen Kammer

Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass die JMS noch keine Antenne in der Mettlen aufstellte: Schliesslich erkennt man deren Grundstücke von Schmerikon über Pfäffikon bis ins Zürcher Oberland an der Antenne (Siehe hier: http://ivo.sg/?p=738) . Man darf vermuten, dass sie schon ganz genau weiss, was sie dereinst auf dem heutigen Lastwagenmagneten, äh Recyklingwerk Mettlen errichten will. Die Baulobby lechz danach, dass Mettlen und das Zeughaus überbaut wird. Davon erhoffen sich die Kulturlandvernichter die spätere Einzonung des Twirrenhügels.

Entsprechend bemerkenswert ist z.B. dass die Übung Raumplanung nach zwei Workshops mit zahlreichen Mitwirkenden aus den Parteien und der Baulobby nun wieder bis auf weiteres im kleinen Kämmerlein stattfindet. Der mandatierte Raumplaner verkaufte ja ohnehin nur CopyPaste seine Ideen und man sollte einfach abnicken. Was nun genau in der aus dem Nichts erschienenen Raumplanungskommission genau gemacht wird, bleibt eine Blackbox. Fest steht das sie handverlesen ist. Als es das Plenum noch gab (Januar und August 2020) habe ich dort als Vertreter der SP das Anliegen der Antennenstandorte mehrfach eingebracht.

Warten wir gespannt, auf die Dinge, die da kommen. Ich bin gespannt, wer asozial Geld mit Antennen machen wird.

2 Gedanken zu „5G Schmerikonerstrasse: Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist der gierigste auf Eschenbach’s Land?“

  1. Sehr geehrter Herr Kuster
    Ihre Ausführungen zur Messung von adaptiven Antennen stimmen so leider überhaupt nicht. Der wesentliche Unterschied zu konventionellen Antennen besteht darin, dass bei adaptiven Antennen der Broadast-Beam nicht identisch ist mit den Traffic-Beams. Es wird der Broadcast-Beam gemessen und dann hochgerechnet unter Berücksichtigung zum Winkel zu den möglichen Traffic-Beams. Bei den konventionellen Antennen sind Broadcast- und Traffic-Beam identisch. Die Traffic-Beams resp. Einzelantennen werden nicht gemessen.
    Bei der Raumplanung bin ich mit Ihnen einverstanden, die Gemeinden können Einfluss auf die Standortplanung nehmen, nur muss das Baureglement entsprechend ergänzt werden.

    1. Sehr geehrter Herr Schlatt
      Gerne würde ich sie mal treffen, damit sie mir ihr Fachwissen genauer erläutern können. Die Schwierigkeit ist das Thema allgemeinverständlich zu erklären. Des Pudels kern bei 5G Antennen ist und bleibt im Prinzip immer das gleiche: Man misst nicht, sondern rechnet und vorallem: man ist auf die Netzbetreiber angewiesen, dass sie die X-mal leistungsfähigere Antenne nur auf jenen geringen Werten laufen lassen, wie sie es bei Baueingabe versprechen…messen kann man nix aussagekräftiges. So ähnlich wie bei VW könnte auch jedes Gerät jederzeit technisch gedrosselt werden, sobald die Messung beginnt

      Bitte nehmen mit mir Kontakt auf. Ich lerne gerne dazu: 0786135802

Schreibe einen Kommentar zu Martin Schlatt Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert