Bald besser Wein als Wasser trinken?

Eigentlich suchte ich an Waldrändern eine passende Ulme für einen neuen Tisch. Gefunden habe ich ganz viel Mist und einen Haufen voll Unrecht. Mutmassliche Übertretungen die sauberes Wasser und Verhalten das unsere Gemeindedemokratie schädigt. d.h. Menschen die längst etwas wissen und gegen Behördenmitglieder ausnutzen wollen. Darum: Wer trinkt Wein oder predigt Wein – oder wäre Wein bald sauberer als Wasser? 

Wenn alle Wissen aber keiner was sagt…

Wie gesagt: Es geht um Unrecht gegenüber Behördenvertretern und auch Unrecht gegenüber all jenen Landwirten, welche trotz 365 Tagen Arbeit und 16-Stunden Tagen auf  Direktzahlungen und Abgeltungen angewiesen sind, um zu  überleben. Solange die Konsumenten nicht den wahren Preis für ein tierisches Produkt, sauberes Wasser oder die intakte Natur zahlen wollen, geht’s nicht ohne Subventionen. Das ist aber ein anderes Thema. Heute gehts um Scheisse. Und zwar demokratische Scheisse. Sowie buchstäbliche Scheisse…

Wie alles begann und beim Naturschutz endet

Seit Wochen streife ich durch die Wälder in der Hoffnung nach einer stattlichen Ulme. Auf einmal komme ich zu einem Weidschopf. Schon von weitem sehe ich die Jauchespur die sich mir regenbogenfarbig entgegen schlängelt. Stammen tut sie vom völlig überfüllten Miststock und einem Laufhof ohne vorgeschriebene Dungfassung. “Sauhund”denke ich und fahre fort. Einen Tag später packt es mich und ich frage nach, wem den diese Scheune gehört. Mich wirft’s beinahe aus den Socken: Ausgerechnet der Präsident der Naturschutzkommission & Landwirtsvertretung im Gemeinderat bewirtschaftet diese.

Mit der Vorahnung, dass ich kaum der Einzige sein werde, der sowas bemerkt, steige ich in das Thema ein. Denn eines ist klar: Wenn jemand (vielleicht aus wirtschaftlichen oder anderen plausiblen  Gründen so handeln musste), wird er angreifbar… Für alle die nicht weiterlesen wollen, hier schon mal das vorläufige Ende des Artikels: Am 8.3.19 erstattete ich Anzeige bei der Polizei. Der Rest soll die Polizei und das Amt für Umwelt prüfen. Doch: Wie es dazu kommt, dass mir eigentlich gar keine Wahl bleibt, als eine Anzeige zu erstatten, ist die eigentliche Geschichte.

193 Landwirte – 6 Verzeigungen

In Eschenbach erhielten im letzten Jahr 6 Landwirte eine Busse für irgendwelche Handlungen im Bereich Naturschutz. Das sind in der Regel Bussen für Düngungen (z.B. Gülleaustrag ohne Pufferabstand von 3m zu Wald, Wiese oder Hecke) oder unsachgemässe ökologische Pflege. Das ist eigentlich sehr erfreulich in Anbetracht von beinahe 200 Bauernbetrieben. Ich führte letzte Woche mit verschiedenen Bauern in Goldingen, Eschenbach und St. Gallenkappel Gespräche. Angesprochen auf das Vernetzungsprojekt, die GAöL Verträge, die Schutzverordnung und die Kontrolle verschob sich mein Bild. Die grosse Mehrheit macht an diesen bürokratischen Ökoprojekten mit, weil es wenigstens einen kleine Umtriebsentschädigung für (die ohnehin immer stärker) zunehmende Einschränkung der Nutzung der eigenen Landwirtschaftsflächen gibt. Wieder andere machen mit, weil man sich nicht gross damit befasst hat oder kaum davon betroffen ist. Einige wehrten sich gegen Verfügungen von Schutzflächen, blitzten aber sogar vor dem Gericht ab. Und ein paar Wenige machen mit und nehmen es mit der Umsetzung nicht allzu genau. Denn: Sie müssen ja niemanden fürchten.

Wie du mir, so ich Dir

Im kleinen Rüeterswil treffe ich “Wildhecken” die Beiträge erhalten, obwohl sie hinter 2m hohem Maschenzaun stehen. Oder Gülle die bis dicht an die Hecke ausgetragen wird (Gesetz: 3m Abstand). Das alles auf Parzellen die unmittelbar an Grundstücke vom Präsident der Naturschutzkomission angrenzen. Offensichtlich sind sich die Landwirte hier  besonders sicher, dass keine Anzeige kommen wird. Drei Bauern bestätigen mir gleichentags und unabhängig voneinander hinter vorgehaltener Hand: Von dem nahen Kontrolleur hätten sie gewiss keine Angst: Dieser müsste ja zuerst mal selber schauen, bevor er Ihnen was sagen könnte… Einer meinte, dass seit Jahren Buch geführt werde, das sei ja logisch. Falls dieser “Joker” jemals gezogen wurde, ist mitten im Strafgesetzbuch angekommen.

Wenn Profit nicht möglich ist

Im Prinzip kann der betroffene Landwirt an besagtem Ort wenig machen, um sein Einkommen zu steigern. Das sieht nämlich das RPG , Art. 16 so vor. Kurz gesagt geben die Gesetze über die Landwirtschaft vor, was wo und in welcher Menge produziert werden kann. Dem zu Grunde liegen Berechnungen der Landw. Nutzfläche, der Grossvieheinheiten etc. bzw. der Grundsatz, dass nunmal nur dort “bodenUNabhängige” Landwirtschaft betrieben werden soll, wo Landwirtschaft in Intensivlandwirtschaftszonen oder Bauzonen betrieben wird. Das ganze macht auf Metaebene Sinn. Denn wo steile Wiesland besteht, gehören auch Huftiere hin. D.h. im Weiler Rüeterswil kann demnach ein Landwirt nur dann 4000 Hühner zur Eierproduktion betreiben, wenn diese nur 30% seines Betriebs ausmachen (Für interessierte: “Innere Aufstockung” googeln). D.h. Es Braucht sehr viele für diesen Standort vorgesehene “bodenabhängige” Landwirtschaft bzw. GVE, Sprich: Kühe. Diese brauchen aber wiederum sehr viel Platz. Und dieser fehlt ganz offensichtlich. So werden in Feldscheunen weitere Kühe untergebracht um genügend “GVE” als Hauptbetrieb anmelden zu können. Das Problem: Da diese ja eben doch nur Nebenerwerb sind, bestehen wohl wenige Anreize, diese Ställe vorbildlich ein zu richten. Und schon dreht sich die Geschichte wieder zum Ausgangspunkt: Wenn der Konsument/ die Konsumentin den Preis für ein fair und sauber produziertes landwirtschaftliches Produkt nicht zahlt, bezahlt am Schluss nicht nur die Natur die Rechnung, sondern auch noch die Demokratie gehörig was obendrauf!

Warum es eine Anzeige brauchte

Ein selbsternannter Polizist bin ich nicht. Mir geht es nicht um den potentiellen Tatbestand eines Landwirtes sondern um nichts weniger als die Demokratie. Und um die Mehrheit der rechtschaffender Landwirtschaftsbetriebe die unter den schwarzen Schafen leiden müssen. 

Wenn ein paar Landwirte sich offensichtlich nicht an Vorgaben halten, weil sie meinen andere Landwirte “im Griff” zu haben, kommt’s nicht mehr gut.  Wenn es soweit kommt, wie im beschaulichen Weiler Rüeterswil,  braucht es nicht Bauernschläue sondern Zivilcourage! Entsprechend informierte ich die Polizei und das AFU. Dieses bestätigte mir, dass jeder ganztägig offene Laufhof seinen Dung auffangen müsse, Mistwasser gefangen sein müsse und Güllespuren in der Wiese garnicht gehen.  Die Ämtern können nun den allfälligen Tatbestand prüfen und allenfalls ahnden. Dann ist die Sache gegessen. Wie wenn jemand mit 56km/h innerorts fährt. Bei Übertretungen muss seine Busse bezahlt werden, die hoffentlich zu Einsicht und Selbstreflexion führt. Eine Busse kann jede*r einfahren, welche*r die Prioritäten falsch setzt- deshalb machen Bussen pädagogisch Sinn. Grobfahrlässig finde ich jedoch das Verhalten jener, die jahrelang dabei zuschauten. Dort braucht es wohl diesen medialen Vorschlaghammer auf allen Kanälen.

SO EINFACH SCHAFFT MAN PROBLEME AUS DER WELT – und zwar mit dem Rechtsstaat und nicht mit Schwarzbüchern! Helfen sie mit, dass solche Sauereien gemeldet werden, statt auf Vorrat notiert. Das zweitere ist viel die grössere Sauerei als die ausgehende Sauerei selbst.

PS: Heute morgen öffne ich den Newsletter der Gemeinde Eschenbach, wo auf Bauern an die Vorgaben zum Gülleaustrag hingewiesen werden.  Was habe ich gelacht – und so mancher Landwirt wohl ebenso : http://www.eschenbach.ch/de/aktuelles/aktuellesinformationen/?action=showinfo&info_id=658564 

Wenn man nur einmal durchs Dorf fährt, sieht man sofort wer solche Gesetze oder deren Überwacher ernst nimmt und wer nicht:

Sind wir mal ehrlich: Wer eine derart schmale Fläche güllt, muss entweder kaum Boden besitzen oder schert sich prinzipiell nicht um die 3m Abstand ..

Nachtrag vom 12.3.2019: Ich wurde mehrfach gefragt, weshalb mich das Thema so sehr störe- Misswirtschaft oder im Volksmund”Sauhäfeli-Saudeckeli” sei ja ein Stück weit normal. Das stimmt im Falle von Eschenbach natürlich in vielen Bereichen.

Hier  verkürzt die autobiographische Antwort dazu: Ich erlebte Missmisswirtschaft in jeden WK als Soldat. Von ganz oben bis unten. Es war buchstäblich normal, Baumaterial vom Militär heim zu nehmen –  genau so normal wie dem Schulkdt den privaten Holzkeller auf zu füllen, dem Zeughausangestellten ein Gartenhaus zu bauen oder mit zubekommen wie drei Lastwagen voll Baustämme bei Sägereien abgeladen werden, um Kompanieabende zu finanzieren.  Mit steigendem demokratischem Bewusstsein und Bildung habe ich erkannt, wie letztlich mit Misswirtschaft jede*r Bürger*in beschissen und Demokratie so nicht funktionieren wird. Für mich habe ich einen Weg gefunden, dieser Misswirtschaft zu entkommen:  Ich habe mich am Ende meiner Diensttage als Sdt vor 12 Jahren freiwillig beim PPD gemeldet und leiste nun auch im Dienst sozusagen als Schulsozi in der RS bis ca. 45 Dienst als Fachoffizier und berate nun AdA’s ist Krisensituationen. Da ich 50% Hausmann bin, bezahlte ich so meine damalig bezogenen Dachlatten und Schaltafeln heute mit meinen Diensttagen- denn mein Arbeitgeber zahlt ja nur 50% meiner Präsenz. D.h. ich bin längst quitt – habe aber auch gesehen, welche abstruse Dynamiken das Annehmen kann. Im örtlichen Zivilschutz war’s bei dessen Materialumlagerung ja nicht anders: Es verschwanden 10’o00e von Franken in Scheunen und Häusern von Eschenbach, St. Gallenkappel und Goldingen und wurden gleich auch noch mit Zivilschutz-fahrzeugen und Personal dorthin gefahren! Dabei von erfolgreicher Reorganisation zu sprechen ist ja wirklich ein Witz oder zeugt von zweiäugig blinder Führung.

5 Gedanken zu „Bald besser Wein als Wasser trinken?“

  1. Danke Ivo für dein Engagement! Gerade Landwirte sollten Sorge tragen zur Natur, ist sie doch ihre Lebensgrundlage! Aber wenn nicht mal der Präsident der Umweltkommission Acht gibt! Was dann? Ich frage mich auch: warum sind nicht alle Bauern in der „Grünen Partei“?

  2. Sehr gute Arbeit von Yvo Kuster
    Bei dem heutigen Geldregen,die Bauern erhalten,darf man doch erwarten,dass sie sich an die Vorschriften halten.Seid Jahrzehnten immer mehr Direktzahlungen für immer weniger Betriebe, dafür immer weniger Käfer,Schmetterlinge, Singvögel,Frösche,Fische,Feldhasen u.s.w.Trotz Vernetzung, Gaöl,Bio,Ökoflächen blablabla

    1. Geschätzte*r Bedras:
      Halt! Die Landwirte erhalten seit Jahren immer weniger! Das Geld bleibt zudem grösstenteils in der Beratung und der Agroindustrie hängen. Das die Natur vor die Hunde geht, hat mit unserem Lebenswandel und der Verantwortungslosigkeit zu tun.

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