Strahlende Leichtgläubigkeit- 5G im Kirchturm St. Gallenkappel

Für die Einen ist es der Ort der Stille. Für die Anderen ist es per sofort der Ort mit der besten Downloadrate. Seit Mitte Dezember wird aus der Kirche St. Gallenkappel mit 5G gesendet. Wie öfters erwähnt: Ich bin kein 5G-Gegner.  Jedoch bin ich ein sehr grosser Anhänger von öffentlichen und rechtmässigen Baubewilligungsverfahren und finde es nicht besonders clever an der Bevölkerung vorbei irgendwelche  Tatsachen zu ermöglichen. Hätte die Antenne ein Bauverfahren durchlaufen, wäre es mit Einsprachen zugedeckt worden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.  Bei einem Vertrag der ca. 100’000 CHF / 10 Jahre  ausschüttet, dürfte zudem ja auch noch die Kirchbürger*innen ihre Meinung dazu äussern dürfen, bevor man ihn einfach so auf neue unbekannte Technik ausweitet. Letztlich ist es auch eine moralische Frage, ob die Kirchbürger*innen zugleich einen Ort der Stille finanzieren und zugleich von der derzeit wohl am meisten Unruhe stiftende technische Errungenschaft den Schirm bieten wollen.

Email an KVR und Seelsorge Ende Oktober

Am 28. Oktober informierte ich den Kirchenverwaltungsrat (KVR) Eschenbach sowie alle Seelsorger, dass in den nächsten Monaten damit zu rechnen sei, dass ihre Antenne im Kirchturm St. Gallenkappel klangheimlich hochgerüstet werden will. (Email hier)  Ich bot meine Hilfe an und bat darum, wenigstens damit zu zuwarten bis eine Messmethodik und eine Vollzugshilfe des Bundes bestehe. Vom KVR hörte ich seither  nichts – dafür tauchte am 20. Dezember auf der Bakom Karte die neue 5G Antenne auf.

Das Anlitz des Geldes lockte die Kirche…

Geld machen mit Mobilfunkantennen ist in mehrerlei Hinsicht fragwürdig – aber sehr einträglich. Schliesslich würde niemand eine Antenne in der Nachbarschaft wollen. Entsprechend gibt es kaum eine Antenne bei einem Haus, wo der Besitzer selber drin wohnt. Stattdessen stehen sie auf Industriearealen, in der Landwirtschaftszone, auf Mietblocks oder eben teilweise auch in Kirchtürmen. Denn: Das Geld will jeder, die Strahlung niemand. Das weiss auch Swisscom, Salt und Sunrise und hat grossartige Vertragsklauseln ausgearbeitet und clevere Strategien entwickelt, damit sie zu genügend Antennen kommen. Ein super Trick ist wohl eine Klausel, mit welcher die Unterzeichner die  Geheimhaltung der Vertragspartner garantieren müssen. Gegen einen Milliardenkonzern streiten, scheint wohl den meisten schwierig und entsprechend ist man schnell mal in der Logik von “wer A sagt muss auch B sagen” und die Betreiber machen entsprechend was sie wollen. Das heisst: Wenn irgendwann mal vor paar Jahren ein KVR eine Antenne im Kirchturm naiv und unreflektiert eine grossartige Gewinnquelle fand, getraut sich nun wohl niemand mehr gegen seinen Vorgänger zurück zu rudern. Wahrscheinlich ist niemandem mehr so richtig wohl mit der Sache aber solange niemand davon spricht, macht der KVR auch diesmal das, was von Rom her seit jeher bei jedem Problem vorgelebt wird: Solange schweigen bis es nicht mehr anders geht. Kann man nicht verübeln. Ist ja auch eine schwierige und sauteure Sackgasse…

…und die Gemeinde Eschenbach schweigt

Insbesondere dort, wo Behörden überfordert sind, haben die Telecomriesen ein einfaches Spiel. Sie verlassen sich darauf, dass die Gemeinden brav die “Gemeindebetreuer der Swisscom” bei Fragen anrufen oder die “Gemeindebriefe” lesen, welche aufwändig orchestriert die Behörden zumüllen. Ergänzt wird das ganze noch mit kaum erkennbaren Publireportagen im Beobachter und fertig  geschnürt ist das Lobbypäckli.

Dies kann ich zu 5G locker schreiben, denn: Ich warte seit Oktober auch auf Antworten aus dem Gemeindehaus zur klangheimlich hochgerüsteteten Antenne im Eggwald der Salt. Dort bin ich Nachbar mit meinem Waldgrundstück und hätte es mitbekommen, wenn ich eine Bauanzeige erhalten hätte. Ich fordere seit Oktober alle Datenblätter, welche mir zustehen. Aber irgendwie sendet man sie nie ab.

In der Kirche Krinau herrscht Transparenz

Es gibt auch vorbildliche Gemeinden – unmittelbar nördlich angrenzend: Der Kirchturm von Krinau wollte von der Swisscom ebenfalls mit Handyantennen ausgestattet werden. Anders als in Eschenbach gelangte  man dort jedoch zuerst an die Bevölkerung mit einer Meinungsumfrage. Die Krinauer*innen kamen danach zum Schluss, dass man keine 5G Antenne im Kirchturm will. Eigentlich ganz einfach.

Übrigens: Es gibt seit Mitte Dezember plötzlich ganz viele 5G Antennen in Eschenbach. Dazu mehr: HIER

Freundlichst
Ivo Kuster

 

 

 

Ein Gedanke zu „Strahlende Leichtgläubigkeit- 5G im Kirchturm St. Gallenkappel“

  1. Bravo! Ihr Artikel verdeutlicht die Wichtigkeit von Dialog und Information, wenn es um Technologien wie 5G geht, die Auswirkungen auf die Gesundheit und das Umfeld haben können. Die Hervorhebung der Verantwortung der Gemeinden und Behörden, die Interessen der Bürger*innen zu vertreten, ist ein Aufruf zur verantwortungsbewussten Handhabung dieser technologischen Veränderungen.

    Sabine Insera aus St. Gallen

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