Unglaubliches ereignete sich heute Abend am Sternenplatz. Der erste Schnee, das übliche Chaos. Soweit so normal. Der neue Dorfkern mit Flüsterbelag wird zur “Eschi-on-ICE” Fläche und prombt bleibt ein armer ausländischer Lastwagenfahrer mit Sattelschlepper im Feierabendverkehr mitten in der Kreuzung stecken. Am Schluss will jedoch plötzlich einer Geld.
Büetzer und Nachbarn helfen
Sofort regeln diverse Leute den Verkehr, ein Büetzer hilft dem slovakisch sprechenden Lastwagenfahrer mit Ketten und irgendwann nach über EINER STUNDE gesellt sich mal die Polizei dazu. Irgendwann nach 1 1/4h kommt dann auch noch die Feuerwehr, aber eigentlich hat ein Nachbar zusammen mit dem Büetzer und dem LKW Fahrer es unter erschwerten Bedingungen geschafft, die Schneeketten aufzuziehen. Soweit so gut – der LKW Fahrer könnte losfahren. Doch dann greift der Polizist ein.
Der Polizist will Fahrer Geld abknöpfen
Der LKW Fahrer will soeben zur Weiterfahrt ansetzten, da ruft der Polizist H. den Helfern zu: “HALT STOP – lasst ihn noch nicht fahren, sonst zahlt der nichts und ist weg”. Er eilt zum LKW hin. Ich stehe beobachtend daneben. Man will 50 Stutz von ihm. Der LKW Fahrer wird genötigt seine Sachen zu durchsuchen um Geld zu zahlen. Man will 50 Stutz von ihm. Er hat jedoch kaum Bargeld und hält das Einzige hin, was er aus dem Portemonnaie nehmen kann: 15 Euro. Angesichts des kleinen Scheins winkt der Polizist ab und lässt in dann doch noch fahren.
Der Polizist droht mir
Ich gehe zum Polizisten hin und stelle ihn zur Rede: “Wollten sie jetzt dem Mann wirklich Geld abknüpfen”
Der Polizist H.: “Ja klar – für die Feuerwehrleute- deren Einsatz soll auch jemand bezahlen!”
Ich: “Auf welcher rechtlichen Basis wollen sie abstellen? Was gibt ihnen das Recht dazu?”
Polizist H. baut sich mit geschwellter Brust vor mir auf, kommt 40cm an mich heran und befiehlt mit wegweisender Geste: “Gehen sie von hier weg” .
Ich trete deeskalierend ein paar Schritte zurück und sage: “Ich frage nochmals: Mit welchem Recht wollten sie eben diesem LKW Fahrer Geld abnehmen?”
Der Polizist ist sichtlich erregt, baut sich noch mehr von mir auf und sagt in lautem Befehlston in der Manier eines zweitklass Security’s: “Herr Kuster – ich weise sie hiermit von hier weg”
(Anmerkung: Ich denke: AHA- der Mann kennt meinen Namen 😉 )
Ich: “Aha- sie sind mittlerweile richtig agressiv, dies obwohl ich legitime Fragen in anständigem Ton stelle. Sie weisen mich weg statt zu antworten. Ich gebe ihnen den guten Rat, dass sie niemals mehr einem LKW Fahrer in Not Geld abknüpfen.”
Der Polizist, laut und aufbrausend “Ich weise sie weg!!!
Ich: “Demnach muss ich mich an den Staatsanwalt wenden-wie heissen sie eigentlich?”
Er, in deutlich anderer Stimmlage als zuvor beinahe mit lachend: “Dann machen sie das doch”
Ich lauf davon – lese aber zuvor noch das Namensschild und merke mir sofort zwei Zeugen, welche die Situation aus nächster Nähe mitbekommen haben. Später am Abend suche ich noch den LKW Fahrer auf dem ihm zugewiesenen Rastplatz auf. Das Gespräch läuft via Translator aber man kann sich verständigen. Ich habe seinen Kontaktkoordinaten und er bestätigt auch nochmals wie das ablief.
Warum ich das hier sofort bloggen muss
Es geht mir nicht darum die Polizei in die Pfanne zu hauen. Ich bin mich ja beinahe gewohnt, dass mir immer mal wieder jemand droht oder mich eine Amtsperson mit irgendwelchen Notlügen abkanzelt. Es geht mir in Causa vielmehr darum, dass ich genau garkeinen Anlass dazu habe, der Polizei und ihrer Aufsicht einfach so zu trauen, dass sie meine Anzeige Ernst nehmen werden. Bzw. das die Chancen riesig sind, dass meine Anzeige abgewiesen wird, bzw. der Polizist genau NULL KONSEQUENZEN davon tragen wird. Das ist eigentlich immer so in der Schweiz. Ein Polizist wird gedeckt und die zuständige Staatsanwaltschaft ist stets befangen – sie teilen sich sogar das Haus und vorallem auch den Alltag – Sie müsssen ja Hand in Hand als UR auch mit an Einsätze. Der eine oder andere Polizist fühlt sich ein stückweit allmächtig und hat das Gefühl er habe das Recht gefressen, weil er sich ja selbstlos tagtäglich mit seinem Leben für diesen Wahnsinn in dieser Bevölkerung einsetzt. Das färbt ab. Ist zwar krank, aber jeder von uns kennt mindestens ein Polizisten, auf den diese Beschreibung zutrifft;-)
https://www.republik.ch/2021/06/04/wer-sich-ueber-die-polizei-beschwert-ist-selber-schuld
Am Schluss ist dieser Blog das Einzige was dem Polizisten einen Lehre sein könnte
Das ist heute schon klar. Der Polizist H wird mich dafür noch weniger mögen, als er es wahrscheinlich sonst schon tat. Er war ja nichtmal bereit, seinen Namen zu sagen. Dafür konnte er super Drohen. Meinen Namen kannte er ja schonmal, obwohl ich ihn noch nie wissentlich angetroffen hatte. Wahrscheinlich mögen mich auch noch mehr seiner Kamerad:innen noch weniger , weil sie einen unglaublichen Korpsgeist an den Tag legen.*
Meine Fälle die ich deponiere sind meistens für die Sachbearbeiter der Polizei eher unbequem. Nicht selten sind es auch Boomerang’s für Amtsträger oder Verwaltungsleute. Letzhin trafs tauch einen Staatsanwalt, der nicht mal vor Gericht erschien, nachdem ich seinen Strafbefehl gegen mich nicht annahm. Das Resultat: Sein Strafantrag, welcher er und weitere Jäger gegen mich gezimmert hatten, wurde von mir zerpflückt und der Richter verkündet Freispruch in allen Punkten. Alles Alltag. Es gab schon Anzeigen, welche der Polizeiposten Uznach nicht annehmen wollte und ich damit nach Rappi musste. Auch wollte man schon mehrfach nicht gegen die Gemeinde oder Umweltvergehen ermitteln. Das sei Sache der Gemeinde 😉 😉 Soweit so Alltag für mich.
Warum mach ich aus dieser scheinbaren Mücke ein Elefant
- Übergriff, Amtsmissbrauch, Nötigung: Das Verhalten des Polizisten in diesem Fall ist eine Schande für alle Polizist:innen der Schweiz. Verdammt nochmal: Ich will keine “SCHMIER” – was ja von “schmieren” kommt. Wahrscheinlich ist sogar der betreffende Polizist selbst zu 95% absolut rechtschaffend und akribisch korrekt, aber “Geld Eintreiben” um der Feuerwehr ein Bier zu zahlen findet er kein Problem. Tatsachlich ist es aber einfach nur unglaublich übergriffig. Wenn der Polizit in Uniform einen LKW Fahrer daran hindert seine Fahrt fort zu setzen ist das bereits Nötigung. Wenn er Geld verlangen will (egal für wen und weshalb) ist das Amtsmissbrauch. Berufspolitisch und -ethisch ist es zudem auch noch einen unglaublichen Bärendienst an der Polizei selbst.
- Unprofessionell: Der Polizist hätte als täglich geübter Deeskalierungsprofi bei sich selbst merken müssen, dass er einen rasenden Puls bekommt, obwohl ihn das Gegenüber weder physisch bedroht noch eine andere Gefahr bestand. Passiert ist das pure Gegenteil. Wär ich nicht ständig ein wenig zurückgewichen, hätte ich als nächstes mit phyischer Gewalt rechnen müssen. Er hätte durch meine Beharrlichkeit ca. 2min lang die Chance gehabt, sich für sein Verhalten zu entschuldigen, zurückzurudern, eine Erklärung abzugeben usw. stattdessen hat er sich wie ein 80er Jahre Cop verhalten: Drohend aufbauen und weiter seine Macht willkürlich ein weiteres Mal zu missbrauchen.
- Feuerwehr kommt zu ihrem Geld: Jeder Feuerwehrangehörige bekommt für jede Stunde 42.-. Zudem war ihr Einsatz nicht nötig – die Sache löste sich ja in den 45min zuvor mit Nachbarn der selber Profi Chauffeur ist, einem herbeigeilten super Büetzer und einigen weitern weniger begabten Helfern wie mir die das wenige beitrugen, was sie helfen konnten. Ich schaufelte lediglich, holte Werkzeug, flickte Ketten usw.
- Ausnützen von Ausgenützten: Der Slovake D.B. welcher für das Unternehmen aus Trnava aus Slovakien unterwegs ist, verdient rund 1200 Euro im Monat. Er hat sich kaum getraut, mir seine Nummer und seinen Namen zu geben, weil er mit Repression der Polizei rechnet. Ich sagte ihm, dass er sich sofort bei mir melden sollte, falls ihm in der Schweiz den nächsten Jahren irgendeine Kontrolle auf den Hals gehetzt wird oder z.b. er in den nächsten Tagen als einziger kontrolliert würde. Man muss an alles denken – Der Slovake erzählte mir, dass er sich niemals trauen würde einen Polizisten anzuzeigen. Er hätte auch etwas gezahlt, wenn er Geld gehabt hätte, aber er habe aus Sicherheitsgründen nur noch elektronisches Geld. Die Strasse sei gefährlich.
Fazit: In den nächsten Tagen werde ich mir die Mühe nehmen und eine Anzeige verfassen, obwohl ich schon heute vermuten darf, dass diese kaum ernsthaft überprüft wird. Das Menschen in Uniform sozusagen “ausversehen” mit “heeren Motiven” der Feuerwehr ein Bier mit fremden Geld organisieren wollen wird letzlich bei vielen als “Gentleman-Delikt” angeschaut. Wenn man es aber mal wirklich durchdenkt war es viel mehr:
EINE UNGLAUBLICHE SAUEREI! DAS AUSNÜTZEN EINES ARMEN MENSCHEN (DER FÜR UNS PREISGEDUMPT EINE DRECKSARBEIT ERLEDIGT) IN EINER ABSOLUTEN NOTLAGE.
DAGEGEN MUSS ICH EINFACH ANSCHREIBEN. DAS IST DAS EINZIGE WAS ICH WIRKLICH TUN KANN. ICH KANN UND WILL NICHT ANDERS – SONST WERDE ICH IRGENDWANN AUCH SO ABGESTUMPFT WIE VIELLEICHT DU, LIEBE:R LESER:IN.
Eines meiner Lieblingszitate:
*Das hat ja auch sein Gutes: Wenn ich und meine Familie seit Jahren unter dem bürgerlichen Sparwahn leiden müsste (Zuwenig Lohn, zuwenig Leute), muss mich ja auch der Korpsgeist bei Laune halten. Ich verzeihs den Cops wirklich, dass sie mich nicht mögen: Die meisten sind wirklich voll OK bzw. haben nicht mehr Schrauben locker als ich sie hab;-). Sie glauben einfach naiv, dass in den ÄMTERN ALLES KORREKT LÄUFT und wissen stets die Staatsanwaltschaft in ihrem Rücken. Nicht selten sind auch einige zufest in SVP/FDP Narrativen verfangen – Was mich wiederum total amüsiert: Das sind ja jene Kräfte, welche die Kapo nachweislich bei jeder Budgetdebatte kleinsparen, für ihre Überstunden und fehlenden Büros und Einsatzmittel verantwortlich sind. Ich bin froh haben wir so einen bunten Haufen an Polizist:innen. Und: Ich würde diese jederzeit aufstocken und besser entlöhnen! Aber: Ich würde verdammt viel in Reflexionsprozesse und Coaching für die Männer und Frauen investieren! Security-Allüren brauchts nicht bei der Polizei. Passend dazu ein satirisches Zitat aus dem Kanguru-Manifest: “Ein Idiot in Uniform ist immer noch ein Idiot.” (Marc-Uwe Kling)
greifen Nachbarn und
Lieber Ivo
Kannst du dir vorstellen, dass der Polizist vielleicht auch gestresst war? Da er ja erst nach einer Stunde eingetroffen ist, war er sicherlich vorher an anderen Schneeeinsätzen.Leider werden solche Stauungen vielfach durch schlecht ausgerüstete, schlecht bezahlte Chauffeure aus dem Osten verursacht. Anstatt vorzeitig auszufahren und Schneeketten zu montieren, fahren sie weiter, bis es nicht mehr geht und sie den Verkehr blockieren. Das ist auch nicht lustig für die hinter ihm Fahrenden. Die würden gerne noch beizeiten zu Hause sein und ev. den Schnee noch zusammen mit ihren Kindern geniessen. Der Polizist hat aus deiner Sicht falsch reagiert. Schön ist, dass du soviel Verständnis für den Chauffeur aufbringst, vielleicht kannst du auch etwas für den mir nicht bekannten Polizisten aufbringen. Eventuell könntest du ihn nach ein paar Tagen anrufen und in Ruhe deine Meinung äussern. Das wäre zielführender und einfacher als eine grosse Sache daraus zu machen.
Sepp Kofler, pensionierter Polizist, nicht SVP Mitglied dafür seit etwa 50 Jahren in der SP
Ich habe den Artikel so neutral wie möglich geschrieben. Meine Vermutungen wären noch viel schlimmer, weshalb man von dem Mann Geld wollte. Spannend wär ja derselbe Fall mit einem WespeTransport LKW und einem Chauffeur den man kennt zu vergleichen…
Auch dieser Chauffeur würde lieber bei seiner Familie sein und nicht preisgedumbt für unsre Wirtschaft mit schlechter Ausrüstung rumfahren. Drum darf man den auch erst recht nicht noch ausnehmen. 50 Stutz ist für den Mann ein Tageslohn – für uns ein Stundenlohn.