Irgendwo müssen Mobilfunkantennen hin – doch was würden sie machen, wenn eine auf einmal vor ihrer Attikawohnung stehen würde? Plötzlich finden sie ihre nigelnagelneue Wohnung als OMEN (Ort mit erhöhter Belastung) in den Baugesuchsunterlagen. Eine Spurensuche samt Einsprachevorlage zur Mobilfunkantenne an der Schmerikonerstrasse 17 (alte Telefonzentrale), gegen welche im Umkreis von 626m noch bis am 5.September (Poststempel des Einschreibens) Einsprache erhoben werden kann. Eine Einsprachevorlage ist ganz unten zu finden. Einfach ganz nach unten scrollen, anpassen, ausdrucken …
Kein 5G Gegner sondern Verfechter einer seriösen Raumplanung und gutem Service Public
Da man heute immer gleich in eine Schublade gesteckt wird, vorneweg ein klares Statement: Ich bin nicht für weniger Antennen, sondern für mehr! Sogar vielmehr. Soviele Antennenstandorte, dass wir den Mobilfunakanbietern sagen können: Liebe Swisscom, Salt und Sunrise, herzlich Willkomm. Ihr könnt unsere 30 Standorte im Dorf Eschenbach nutzen, ABER: Wir sagen euch, wieviel Watt ERP eure Antennen maximal senden dürfen und wir kontrollieren eure Antennen, weil man euch nicht trauen kann. Nur Gemeinden die das Thema technisch und baurechtlich im Griff haben, können tatsächlich ein flächendeckendes Netz mit geringer Belastung aufweisen. Nur so werden auch jene Weiler erschlossen, welche den Mobilfunkbetreibern andernfalls nicht genug rentabel erscheinen.
Wildwuchs bei der Mobilfunkinfrastruktur ist hausgemacht
Das ich obige Zeilen ernst meine, können alle Teilnehmenden der “Spurgruppe Richtplanung” bezeugen. Ich machte die Gemeinde bei jeder Gelegenheit darauf aufmerksam, dass eine Gemeinde heute auch Mobilfunkinfrastruktur planen muss – sonst gibt es genau diesen unkontrollierbaren Wildwuchs wie heute und vorallem die 3-fache Strahlenkeule: Weil jeder Anbieter nur für sich schaut und es def. nicht funktioniert, milliardenschweren Konzerne darum zu bitten, die Nachbarschaft und insbesondere all jene, die kein Handy haben, nicht mit ihren Immissionen zu belasten. Das sind immerhin schonmal mindestens 1000 Eschenbacher: Nämlich alle Kinder und viele Senioren. Noch schlimmer als im Dorf, geht es ausserhalb Bauzone zu und her. Dort verdienen ein paar wenige fünfstellige Summen pro Jahr, wohnen aber selber weit weg. Damit die Netze überhaupt bis Dorf senden können, werden die Anlagen maximal hoch geschraubt. Wenn nun aber jemand nahe an einer solchen Antenne wohnt und das halbe Dorf im Rücken hat, wird sein Haus regelrecht von nicht ionisierender Strahlung durchschossen. So geschieht dies seit Jahren vom Eggwald her. Nicht schön für die Bewohner:innen zwischen Antenne und Dorf.
Neue Technik verschärft die Problemlage
Mit den Antennen der neusten Generation kommen drei Probleme auf uns zu.
- Die Antennen können gezielt (MIMo) und gebündelt massiv mehr Daten senden (Beamforming). Damit sinkt theoretisch die Belastung für die Allgemeinheit gegenüber früher mit den ziemlich statischen Antennenkeulen. Wenn ich nun aber eine Wohnung gleich bei einer Mobilfunkantenne der neusten Generation habe, geht der ganze Traffic trotzdem durch mein Haus und dieser Datentraffic und somit auch die Strahlenbelastung ist massiv höher.
- Man kann die neuen Antennen nicht messen. Eine Messung ist wie einen VW-Diesel zu fahren. Die neuen Antennen wechseln im Tausendstelsekundenbereich ihre Ausrichtung. Man kann diese Antennentypen garnicht messen. Man kann nur den Pilotkanal (auch: Signalisierungskanal) messen und dann beim Mobilfunkanbieter anfragen, wieviel Daten er zum Zeitpunkt der Messung sendete. Damit rechnet man dann den Pilotkanal mit dem wahnsinnigen Umrechnungsfaktor 100 (!) hoch, was eine Abnahmemessung ziemlich vergleichbar mit Abgasmessung in Deutschland macht. Auf die Daten der Firmen hat der Staat bis heute keinen Zugriff und den Antennen ist bisweilen noch kein Messgerät gewachsen. Es wird nur gerechnet und dies auf Angaben, welche man nicht überprüfen kann.
- Strahlenbelastung = Mittelwert über 6 Minuten. Zusätzlich zur unmöglichen Messung kommt hinzu, dass am 23. Dezember 2021 der Bund dank der Mobilfunkflüsterer (furrerhugi) ein dickes Weihnachtsgeschenk machte: Man legte fest, dass die Grenzwerte nur noch gemittelt über 6 Minuten eingehalten werden müssen. Um beim Beispiel VW-Fahren zu bleiben: Stellen sie sich vor, dass künftig nur noch durschschnittlich mit 30km/h durch eine Quartierstrasse gefahren werden müsste. Es kommt genau dasselbe dabei raus: Die schutzlosen kommen darunter, die User finden ihre neue Freiheit grossartig.
Das sieht dann für die Anwohner so aus, wenn am Sternenplatz Betrieb herrscht oder viele Leute im Bereich Dorftreff am Daten abrufen:
Aktuelles Baugesuch in der Blessmühle wirft Fragen auf
Die Überbauung Perla ist gerade erst fertig, der Spielplatz noch nichtmal gebührend eingeweiht. Dennoch liegt dieser exakt in jenem Winkel mit der höchsten Strahlenbelastung. Die wunderschöne Attikawohnung ebenfalls. Die Sendeleistung der Antennen werden meist so eingestellt, dass der Mittelwert von 5 V/m ganz knapp nicht übertroffen wird. So auch in der Blessmühle: Der höchste OMEN hat 4.95 V/m die Attikawohnungen kommen auch beachtlich nahe an den gemittelten Grenzwert:
Beim genaueren hinschauen wird man jedoch stutzig. Es gibt noch weitere Einschränkungen für Antenneleistungen. Nämlich die des Abstands zu der nächsten Antenne bzw. deren Strahlen. Wenn eine Antenne in den Sendebereich der anderen Antenne kommt, müssen beide Antennen zusammen den maximal Grenzwert einhalten. Es wäre demzufolge schon ein ziemlicher mathematischer Zufall, wenn eine Antenne X genau den Maxmalgrenzwert gegenüber OMEN Y und gleichzeitig den Einspracheperimeter der Konkurrenzantenne Z einhalten würde. Das Verhältnis “X : Y = X : Z” ist sehr erstaunlich. Im Falle des aktuellen Gesuchs ist das jedoch genau so. Jedermann innerhalb der 626.1m hat Einsprachelegitimation. Sunrise und Salt jedoch nicht. Ihre Antenne ist 1,9m weiter 628m entfernt auf dem Hochspannungsmasten bei der Kläranlage. Das lässt Schönrechnerei vermuten oder es ist ein grandioser mathematischer Zufall. Die roten Linie ist der Einspracheradius, das blau-lila Pünktlein die Sendeanlage (Hier gehts zur ÜBERSICHTSKARTE ALLER ANTENNEN)
Vertrag der Mobilfunkanbietern mit der Gemeinde nicht eingehalten oder nicht eingefordert.
Verschiedentlich habe ich schon darüber informiert (z.b. hier http://ivo.sg/?cat=26) : , dass es eigentlich garnicht sein kann, dass einzelne Antennen plötzlich zur Auflage kommen. Denn: Es besteht ein Vertrag (hier downloadbar) mit den Mobilfunkanbietern, womit die Gemeinde und vorallem die Bürgerschaft niemals überrascht werden könnte. Nur: Dazu müsste man sich um Knowhow kümmern und aktiv Verhandlungen führen statt sich von den Konzernen und ihren “Gemeindebetreuern” beraten lassen. Damit würde man zudem auch in allen Ortsteilen auf eine vernünftige Netzabdeckung hin verhandeln, statt sich nur in den Cashcow-Gebieten der Gemeinde Antennen aufschwatzen zu lassen.
Sehr irritierende Leistungswerte beim aktuellen Baugesuch
Ich befasse mich seit 2019 mit Mobilfunkantennen und habe die eine oder andere Antenne zu Fall gebracht. Nicht weil ich gegen Antennen sondern gegen Wildwuchs bin und ein Gesamtkonzept sehen will. Entsprechend kann ich einigermassen die Datenblätter und Diagramme lesen und die Funktionsweise verstehen. Das im aktuellen Gesuch die Antenne des 3600Mhz Bandes (=5G) mit gerade mal 400W ERP tausende Nutzer erreichen können soll, ist mehr als fraglich.
Wenn wir beispielsweise 400Watt ERP noch durch den Antennengewinn von 21dB oder Faktor 125dividieren, kommen wir auf eine Sendeleistung am Antenneneingang von noch gerade 3.2Watt. Mit 3.2Watt einige hundert bis 1200 Endgeräte möglichst gleichzeitig mit Daten in Rekordgeschwindigkeit versorgen zu wollen, ist nicht möglich. Dafür müssten diese 3.2Watt noch unter 4 Signalisierungs- und 8 Datenkanäle aufgeteilt werden. Also 3.2Watt/12 Kanäle ergäbe noch gerade 0.27Watt pro Kanal. Das reicht vielleicht noch ganz knapp bis zum Dachrand des Standortgebäudes aber niemals um eine halbe Gemeinde versorgen zu wollen. Daraus schliesse ich (wie viele andere, die diese Rechnerei ebenfalls bis zu den Gerichten trugen), dass da etwas kleiner gemacht wird, als es in Wirklichkeit ist. Wäre der ERP tatsächlich etwa so, wie die Leistungsangaben der Hersteller, dann lägen durchaus 25000 W ERP drin. Schon sitzen wir wieder im VW. Ist es glaubhaft, dass jemand einen VW GTI kaufen würde und jedoch verspricht, stets nur 10km/h damit zu fahren?
Apfel mit Birnen vergleichen: Grenzwerte a la Suisse
Gebetsmühlenartig verbreiten die Kommunikationsabteilungen gewisser Ämter und die orchestrierten Mobilfunkpolitiker:innen, dass die Schweiz tiefere Grenzwerte habe als alle anderen Länder. Dies stimmt überhaupt nicht. In der Schweiz gibt es Anlagegrenzwerte an welchen Menschen in ihren Wohnungen oder an Arbeitsplätzen nicht über 5V/m an nichtionisierender Strahlung ausgesetzt werden dürfen. Im Ausland gilt nur ein 30V/m Grenzwert in welchen nie ein Mensch geraten darf. Die vereinfachte Faustregel sehen sie in der Grafik unten. Sehr schnell wird dann offensichtlich dass da nix ist mit “strengeren Grenzwerten”. Das aktuelle Baugesuch hat Wohnungen als OMEN die nur 25m von der Antenne entfernt liegen. Dieser Wert wäre in Frankreich oder sogar Russland erst in ca. 160m erreicht.
Fazit: Hier gehts zur Einsprache
Alle EINWOHNER:INNEN, Grundstückbesitzer:innen und ARBEITER:INNEN welche binnen 626.1m zur Schmerikonerstrasse 17 einen Bezug haben, können die folgende Einsprache verwenden. Einzig die Absenderadresse muss kurz angepasst werden. Für alle anderen im Umkreis von rund 1,2km braucht es eine kleine Änderung unter “Formelles” (Seite 2): “Ich wohne zwar nicht im Einspracheperimeter, mache jedoch auf dem Standortdatenblatt falsche Angaben geltend, welche dazu führen, dass der Einsprachperimeter zu klein bemessen ist. ”
Anpassen, ausdrucken, unterschreiben und spätestens am 5.September gegen Stempel und Unterschrift am Empfang der Gemeinde Eschenbach abgeben oder per “Einschreiben” am 5.September / 17:45 der Post übergeben.
Es geht hier nicht darum eine 5G Antenne zu verhindern, sondern um eine Netzwerkplanung die diesen Namen verdient. Eine einzelne neue Antenne ist kein Konzept sondern ein neuer Wildwuchs der letztlich zu 3 Netzen mit jeweils maximalen Strahlenbelastung führt. Koordiniert gäbe es nur niedrig dosiert, dafür überall eine Grundabdeckung. Netflix im Wald schauen zu können ist kein Versorgungsauftrag oder ein Menschenrecht sondern schlicht BULLSHIT. Zu Zeiten von Strommangel-Diskussionen sowieso.
Copy paste von gigaherz.ch, inkl. aller Fehler. Das EN bei OMEN steht für empfindliche Nutzung und nicht erhöhte Belastung. Der 6 min Mittelwert gilt nur für den adaptiven Teil der Antenne, für die überwiegende Sendeleistung der restlichen Antennen gilt dies nicht. Die Aufzählung weiterer Fehler würde Seiten füllen. Schuster bleib bei deinen Leisten. Es grüsst M. Schlatt.
Herr M.Schlatt
Sehr regelmässig darf ich mich über ihren Besuch auf meinem Blog freuen. Wenn Sie nun endlich mit Klarnamen und Telefonnummer auftreten würden oder mich treffen würden, veröffentliche ich ihre Meinung sehr gerne. Ich muss leider nach wie vor vermuten, dass sie nicht M. Schlatt heissen.