Anlässlich der aktuellen Mitwirkung zur Schutzverordnung Eschenbach (Frist läuft heute ab), muss man auch mal genau hinschauen, was eine Gemeinde von Landwirten verlangt und selber vorlebt. Ein Augenschein in der Biodiversitäts- und Hitzehölle Sportanlage Dorftreff anlässlich des Grümpi bei 30 Grad im (kaum vorhandenen) Schatten.
Legende: Eigentlich wäre auch jeder Mensch dankbar um Schatten von Bäumen und Hecken – geschweige denn die Geschöpfe der Natur.
Politik gegenüber Landwirten vs. Vorbildfunktion der Gemeinde
Die Sportanlagen Dorftreff sind sinnbildlich für eine völlig gegensätzliche Politik in Sachen Biodiversität und Landwirtschaft. Die Kunstrasenplätze müssen bewässert werden, damit die Temperaturen nicht zu hoch werden und massivste Düngereinträge müssen auf den Rasenplätzen vorgenommen werden. Derzeit laufen die Bäume beinahe den Hunden nach und Eschenbach kühlt mit Trinkwasser Kunstrasen. Gerade weil die Rasenplätze hoch sickerungsfähig gebaut sind, landet das grobkörnige Langzeitdünger-Granulat so schnell wie bei keiner anderen Grünfläche direkt im Bach.
Auch die Echt-Rasenplätze sind ein riesen Problem. Wir sprechen hier von einem Kunstdüngereinsatz der höher liegt, als der Kunstdüngereinsatz des grössten Landwirtschaftsbetriebs von Eschenbach, welcher auf mehreren Hektaren intensiv bewirtschafteten Flächen Nahrung für Mensch und Tier produziert.
Gift für den Bach
Der Umweltgift Einsatz, pardon der Kunstdüngeraustrag erfolgt zudem immer wieder an selber Stelle, da Fussballplätze ja immer am selben Ort bleiben. Ein Landwirtschaftsbetrieb muss einen Fruchtfolgewechsel mit Wechselfeldwirtschaft vornehmen um den Boden zu schonen. Das Resultat: Seit Jahrzehnten sieht der Eintrag folgendermassen aus: 1x pro Jahr: Hersan – das wird in etwa mit 25kg/800m2 ausgebracht. N-P-K (Stickstoff- Phosphor-Kalium) 20-3-5 + 1.5 Mg
danach alle 4-5 Wochen Bellmontpark 25kg/600m2. NPK 16, 7, 12 zudem: Magnesium, Eisen, Mangan, Bor, Schwefel und enthält Zeolith (Bodenverbesserer). Der Aushub für die Tiefgarage unter dem alten Hauptplatze und jener des heutigen Kunstrasenfeldes wurde einfach als normaler billiger Aushub verlocht. Dabei wurde der ganze Platz mehrfach mit Kunststoffschnitzeln gemischt, damit er besser und lockerer drainagiert werden konnte.
Hinzu kommt auf dem Kunstrasen, dass jährlich 500kg EPDM Kunststoffgranulat beigegeben werden muss – die 500 kg werden über Abrieb davongeschwemmt und durch Wind und Kleidung in die Natur getragen. Dazu schrieb ich ja schonmal (hier klicken)
Landwirte werden zu Ausgleich gezwungen
Kurzum: Ein Fussballplatz ist das extremste Gegenteil von Naturschutz. Ein Unort für Mensch und Tier. Entsprechend könnte man wenigstens im Umfeld der Plätze Ausgleich schaffen. Doch auch dieses Bewusstsein scheint nicht vorhanden zu sein. Jeder Landwirt muss als Ausgleich auf mindestens 7% seiner Betriebsfläche ökologisch extensive Flächen und zugleich diverse Hecken und Bäume dulden. Das macht durchaus Sinn, damit die Artenvielfalt erhalten bleibt.
Der Blick rund um das Dorftreff ist erschreckend: Nicht mal im Zuschauerraum stehen Schattenspende oder wenigsten die Biodiversität ausgleichende Elemente. Die Oberflächentemperatur ist im Sommer ab Mitten Juni weit über 30°. Rund um die Wiesen wäre viel Platz für Bäume und Buschwerk. Stattdessen Teer, Verbundsteine, Metall und Beton so weit das Auge reicht.
Pflegeaufwand ist ein Scheinargument
Ein Argument gegen eine Aufwertung am Sportplatzrand könnte sein, dass Bäume wiederum Blattwerk und Komposteintrag auf dem Rasen hinterlassen. Auch dies ist geradewegs ein Schlag in das Gesicht jedes Landwirts. Auch Landwirte hätten lieber keine Blätter in ihren Wiesen und Produktionsflächen, werden aber durch die Pflicht zum Erhalt aller Hecken und Wälder dazu gezwungen, diese zu dulden. Der Aufwand dafür ist auf jedem Hof beträchtlich. Durch die zwingend einzuhaltenden Pufferstreiffen darf auch der Wald nicht mittels Gülle o.ä. zurückgehalten werden – es bleibt nur aufwändige Handarbeit.
Siedlungsrand müsste auch aus raumplanerischer Sicht gestuft sein
Da die Sportanlagen auch noch den Siedlungsbeginn der Gemeinde bezeichnen, wäre ohnehin eine Stufung mit Bäumen und Hecken gegenüber der Schulanlage als auch dem Wohnquartier Mürtschenstrasse mehr als angezeigt. Der Platz vor dem Dorftreff mag multifunktional sein – jedoch ist er auch einfach mit keinerlei Aufenthaltsqualität in Verbindung gebracht. Nur damit einmal im Jahr ein Festzelt gestellt werden könnte, müssen Plätze nicht ohne Schatten und Bäume auskommen. Der Parkplatz Churzhaslen wird zudem gerademal 1- 2x pro Jahr überhaupt genutzt. Weder Parkierungen noch Feste finden so regelmässig statt, als dass dieser Platz zu Recht geteert und verlassen in der Landschaft stört.