Wenn Wut und Stolz primitiv wird – Drohbrief von “Die Zivilschützer”

Eine Spurensuche nach Erklärungsansätzen von blinder Wut.

Diese Woche erhielt ich einen absolut unsäglichen Drohbrief von tiefstem Niveau. Nach dem ersten Schock vom Dienstag brachte ich das Schreiben am Mittwoch der Polizei und erstattete Anzeige gemäss Art 180 StGB: Drohung. Nach reiflicher Überlegung muss ich aber feststellen, dass es mehr braucht. Denn: Die Ursache für so einen Brief kann man gewiss nie ganz ergründen, aber man kann sehr wohl Faktoren benennen, was solche Entgleisungen begünstigen. Der Zivilschutz der Region braucht dringend eine richtige Aufarbeitung.

Sonst eskaliert tatsächlich irgendwann noch eine Situation in dieser eigentlich für Krisen geschaffenen Katastrophenschutz- Organisation. Die Leute wollen ganz bestimmt gute Arbeit leisten. Dazu brauchen sie aber auch eine gute Führung und eine ernst zu nehmende Zivilschutzkommission, statt professionelle “unter-den-Teppich-der Chefettage-Wischer”

Hier meine Arbeitshypothese

Was ursprünglich geschah habe ich verbloggt: https://ivo.sg/?p=1830 danach kam aus auch noch auf TVO: https://ivo.sg/?p=1875 oder im Blick:

https://www.blick.ch/news/uebung-abgebrochen-zivilschuetzer-werden-fuer-stallumbau-eingesetzt-dabei-fehlt-sogar-die-baubewilligung-id18722941.html

Faktor 1: Kein oder sehr schlechtes Debriefing

Wie auch immer das “Debriefing” auf Stufe Kader gemacht wurde – die Zivilschützer der Mannschaft wissen nichts davon. Jeder Angehörige des Zivilschutzes (sogenannte “AdZS”) konnte in der Zeitung lesen, dass einzig der Landwirt zum buchstäblichen Bauernopfer bei der Staatsanwaltschaft verzeigt wurde. Mögliches Signal an alle AdZS: Wir haben garnix falsches gemacht es war nur der Bauer und Ivo Kuster an allem Schlammassel Schuld und *wir armen Teufel sind zu unrecht an den Pranger gestellt worden!*

Faktor 2: Politisches Versagen trotz grossem Knowhow

Die “Aufsichtsbehörde” der Regionalen Zivilschutzorganisation hat ganze Arbeit für die Vertuschung geleistet: In den zugespielten Akten der Zivilschutzkommission finden sich grossartige Trouvaillen. Der Höhepunkt ist sicher die Wortmeldung vom Kommissionspräsidenten Martin Stöckling, dem Stapi von Rappi-Jona. Eine grossartige Herunterspielung wie eine ganze Kompanie ausserhalb des Reglement agierte :

Faktor 3: Keine Strafuntersuchung gegen Zivilschutz

Es wurde gemeutert, AdZS die sich gegen Arbeiten wie Ausmisten u.ä. weigern wollten mit Strafen bedroht und zu illegale Tätigkeiten befohlen (diese Tätigkeiten werden auch protokollarisch in der Zivilschutzkommissionssitzung festgehalten!). Dennoch erwog KEIN einziges Mitglied der Zivilschutzkommission, dass man allenfalls auch disziplinarisch die Sache angehen müsste. Der Bauer soll schuld sein, wenn 120 Mann tun was er sagt?!?
Dabei wiegt um so schwerer, dass Präsident Martin Stöckling nach wie vor militärisch aktiv ist und dort doch immerhin als Oberstleutnant Auditor am Militärgericht ist – das ist in etwa vergleichbar mit Rolle des Staatsanwalts im Zivilgericht. Teilweise gab es Meuterei, Befehle zu illegalen Tätigkeiten wurden ausgesprochen, eine ganze Kompanie tat nicht, was sie darf. Leute die sich ad hoc vom Kurs absetzen und plötzlich auf einer Alp Studen schneiden sollen um die Kursstimmung nicht zu trüben usw… und es passiert nichts. bzw. noch etwas viel schlimmeres:

Faktor 4: Kader rühmen statt Coachen

Das Highlight in der “sogenannten Auswertung” ist folgender Satz:

Aus sowas muss man doch erst mal kommen – man kehrt einfach alles um und lobt die Kader. Sie seien die besten auf ihrem Fachgebiet. Ohne dieses Fachgebiet zu benennen. Damit kann nur das Schweigen oder das erfolgreiche Einschüchtern der Mannschaft gemeint sein! Denn: Es wurde klar durchgegeben, dass jegliche Weitergabe von Bild und Filmmaterial des “Kurses” unter Strafe stünde. Da kann man auch mal Lob aussprechen: Hat funktioniert! Es kam fast nix raus – obwohl es Chatgruppen gab, welche sich mit Filmen der spektakulären Notlöschung des ausser Kontrolle geratenen “Entsorgungsfeuers” beinahe überboten hatten. Alle löschten brav ihre Filme um der Busse zu entgehen. Beinahe niemand sprach mit der Presse. Ich hab mit einem Dutzend gesprochen AdZS gesprochen: Alle haben Angst vor Konsequenzen.

Faktor 5: Schweigen statt Fehlerkultur

Ich war ja damals am Mittwoch vor Ort und bot dem Übungsleiter und dem Landwirten an, dass sie jetzt sofort aufhören könnten und ich würde im Gegenzug nichts lautes unternehmen. Die Beiden bauten sich mit geschwellter Brust vor mir auf und sagten: Ich könne hier garnichts tun: Die Gemeinde habe die Übung freigegeben, die Bewilligungen lägen vor und das alles sei eben keine “Dienst an der Allgemeinheit” sondern ein “Kurs”. Als “Kurs” könnten sie eben alles, was sie hier befohlen haben nunmal tun. Darauf sagte ich: ” Ja dann ist es ja kein Problem wenn ich nun die Landschaft fotografiere und lief an den beiden vorbei. D.h. Selbst wenn die Scheisse brodelt, konnte man hier aus Stolz nicht zurück. Dasselbe in der Auswertung: Man beschäftigt sich eigentlich nur damit, wie man nach aussen kommuniziert, statt zu überlegen, wie man künftig präventiv sicherstellen könnte, dass AdZS sich jederzeit melden können, wenn eine Übung aus dem Ruder läuft. Noch besser Kommissionspräsident Stöckling: Nachdem er erfuhr, dass mir jemand anonym die Auswertung und Protokolle im Briefkasten einwarf, strengte er tatsächlich eine Untersuchung gegen alle Kommissionsmitglieder von Amden bis Rappi an… Statt zu überlegen, weshalb es wohl jemand “den Deckel lüpfte”. Mit einer Fehlerkultur vom kalten Krieg führt man heute keine Organisation – sondern nur den Karren an die Wand!

Fazit:

1. Ohne externes Profi Coaching auf allen Ebenen eskaliert es möglicherweise weiter – Es braucht ein Coaching auf allen Ebenen mit allen AdZS der Pionierzüge.

2. Ungelöste Konflikte sind gefährlich für Katastrophenschutz Organisationen – das Vertrauen muss zurück in die Mannschaft und Kader

3. Der Zivilschutz muss sich erheblich professionalisieren um Ernst genommen zu werden. Keiner der AdZS haben es verdient, dass eine kleine Truppe ihren Ruf kaputt machte. Sie haben ein Entschuldigung der Chefetage verdient.

Hier der Drohbrief, mit welchem sich der mutmassliche Täter aus dem Zivilschutz einen Bärendienst leistete:

Schlusswort: Ich bin mir ja einiges gewohnt. Es gibt auch andere, welche verschiedentlich in Vereinen “dem Kuster den Tod wünschen” oder schwadronierten dass sie ” im Dunkeln den Kuster mal runterschlagen werden” oder ich ein Autopneu ohne Luft vorfand. Es gab auch schon einen einflussreichen Bauherr, der über meine Schulter hinweg zu meiner Partnerin sagte: “Schauen sie, dass er sich weniger einmischt, sonst passiert dem mal noch was” Aber: So primitiv wie in diesem Schreiben hat mich noch nie jemand bedroht. Die rote Linie wurde massiv überschritten. Ich habe drei Kinder und eine grossartige Partnerin. Wer mich bedroht, bedroht auch meine Nächsten mit Sorgen und Ängsten.

Bitte melden sie allfällige Infos oder Beobachtungen um mein Haus direkt bei der Kantonspolizei/ Notrufzentrale. Bei Gewaltandrohung braucht es immer Zivilcourage!

Zuständig bzw. fallführend zu Bürozeiten ist der Polizeiposten Uznach:

T +41 58 229 77 11 

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